Die heutige EIPOS-Familie – EIPOS e.V., EIPOS GmbH und EIPOSCERT – kann in diesem Jahr auf einen 30jährigen erfolgreichen Weg seit der ambitionierten Gründung des e.V., über die Entwicklung und Profilierung als Weiterbildungsunternehmen bis hin zur Etablierung einer privaten Zertifizierungsstelle zurückblicken. Gern möchten wir mit Ihnen, lieber Professor Bauch, als wahren EIPOS-Kenner und langjährigen Wegbereiter an der Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Baupraxis anlässlich dieses Jubiläums zurück, vor allem aber auch in die Gegenwart und Zukunft blicken.
Was bedeutet EIPOS für Sie? Was hat Sie bewogen, EIPOS im Verein, in Ihrer langjährigen Dozententätigkeit und in den Gremien der Zertifizierung über so viele Jahre aktiv zu unterstützen?
EIPOS war in den 90er Jahren eine der ersten Weiterbildungsinstitutionen und dies auch damals schon als An-Institut der TU Dresden mit europäischer Ausrichtung. Die Qualität der Ausbildung, besonders durch die enge Verzahnung zwischen Universität und EIPOS im Lehrkörper, und die langfristig strategische Ausrichtung der Programme nahmen von Anfang an eine Sonderstellung ein. Das machte es interessant und ist es bis heute geblieben! Ich bin bereits Mitte der 90er Jahre als Dozent tätig gewesen und trat 1999 als Mitglied in den e.V. ein.
EIPOSCERT ging auf eine Idee von Uwe Reese im Jahr 2011 zurück, um der bei EIPOS bereits etablierten Sachverständigenausbildung mit einem Zertifizierungs-system und einer eigenen Zertifizierungsstelle weiter Vorschub zu geben. Dies finde ich bis heute eine sehr interessante und sinnvolle Kombination, auch wenn uns die Akkreditierung manch graues Haar gebracht hat.
Wofür steht EIPOS aus Ihrer Sicht? Welche Rolle spielt EIPOS in der akademischen (Weiter)Bildung, insbesondere in der Bau- und Immobilienwirtschaft, in der Region, deutschlandweit und international?
EIPOS steht für mich heute insbesondere für Qualität in der Weiterbildung. So wird EIPOS auch in der Branche wahrgenommen. Das Europäische begrenzt sich momentan leider nur auf Österreich. Da wäre mir künftig eine stärkere Verbindung zu europäischen Universitäten, ähnlich wie beim früheren AES-Programm, lieber. Ich denke, dass dies langfristig auch stärker gefragt wird. Da müssen sicher neue Ansätze überlegt werden.
Wie haben sich die Anforderungen der Berufspraxis an die Weiterbildung in den letzten Jahren entwickelt? Wie wird EPOS in diesem Zusammenhang wahrgenommen?
Die Anforderungen an die Berufspraxis haben sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Viele neue Bausysteme und Technologien haben auf dem Markt Einzug gehalten. Denken wir z. B. an BIM (Building Information Modeling). Gleichzeitig sind die Bauprojekte komplexer geworden und der Anlagedruck der Investoren hat in den letzten Jahren extrem zugenommen. Dies alles führt zu einem hohen Druck auf die Akteure und zur Notwendigkeit, mit ihrem Wissen auf dem aktuellen „Stand der Technik“ zu bleiben. Dabei kommt einer zielgerichteten und wissenschaftlich begründeten Weiterbildung und Qualifizierung eine wesentliche Rolle zu. EIPOS ist auf diesem Sektor einer der bekanntesten Akteure in Deutschland.
Wie zeigt sich für Sie Qualität in der Weiterbildung? Woran lässt sich Qualität erkennen und messen? Welche Rolle spielen aus Ihrer Sicht Qualifikationsnachweise und Kompetenzüberprüfungen?
Neben fundierten Inhalten muss Weiterbildung immer auch aktuell und praxisnah sein. Und daher ist es wichtig, nicht nur gute Programme zu entwickeln, sondern für die Weiterbildung auch die richtigen Referenten zu engagieren, die inhaltlich fit und didaktisch gut sind. Und in all diesen Dingen hat EIPOS in der Vergangenheit richtig gehandelt, sonst wäre EIPOS nicht so erfolgreich, wie es heute ist.
Qualifikationsnachweise und Kompetenzüberprüfungen gehören zur Qualität dazu. Nur wer sich auch einer entsprechenden Überprüfung unterzieht, wird das Ergebnis in Form eines Zertifikates oder Zeugnisses vorweisen können. Zum einen ist die Welt heute in vielen Dingen sehr formal geworden. Auch für persönliche Karrierewege ist das Vorhandensein von Qualifikationsnachweisen wichtig. Zum anderen ist die Qualitätseinstufung nach Zertifikaten Standard geworden. Bei öffentlichen Ausschreibungen und Vergaben wird Qualität nach Zertifikat bewertet.
Worin sehen Sie die Chance für EIPOSCERT, unabhängige Kompetenzfeststellungen und Zertifizierungen für Sachverständige durchzuführen?
Gerade in Ergänzung der bestehenden Aus- und Weiterbildungsprogramme kann EIPOSCERT aktiv werden. Dies gilt von der Abnahme von Prüfungen und Leistungsfeststellungen bis hin zu eigenständigen Zertifizierungsverfahren in Ergänzung von zuvor absolvierten Weiterbildungen.
Sehen Sie Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu öffentlich-rechtlichen Bestellungsverfahren, wie der öffentlichen Bestellung und Vereidigung, oder staatlichen Anerkennungsverfahren?
EIPOSCERT ergänzt das Angebot der öffentlich bestellten und vereidigten bzw. staatlich anerkannten Sachverständigen. Der Markt ist groß genug.
Worin bestehen für Sie die größten Herausforderungen und Chancen für die Weiterbildung und Zertifizierung in der Zukunft?
Aktuelle Trends und langfristige Entwicklungen zu erkennen und in Weiterbildungsprogrammen erfolgreich umzusetzen.
Wo sehen Sie das „3er-Gestirn“ EIPOS in den nächsten 10 Jahren?
EIPOS GmbH als europäische Weiterbildungseinrichtung
EIPOSCERT als branchenübergreifende Zertifizierungsstelle, z. B. auch im Gesundheitsbereich etc.
EIPOS e.V. als „think tank“ mit der Entwicklung von Weiterbildungs- und Qualifikationsprodukten bis zur „Serienreife“. Also mehr, als nur ein Ideengeber, z.B. bis zur Durchführung erster Veranstaltungen, um die Praxistauglichkeit zu prüfen.